Da das Thema der Präsentation sich auf den Handlungsbereich „Jahresabschlüsse aufbereiten und auswerten“ bezieht, geht es in diesem Beitrag darum, wie man am einfachsten die Jahresabschlussdaten beschaffen kann.

Hier mal der Auszug aus der Prüfungsverordnung, was eigentlich alles zum Bereich „Jahresabschlüsse aufbereiten und auswerten“ gehört (§7 Abs. 2 BibuchhFPrV):
- Jahresabschlüsse aufbereiten,
- Jahresabschlüsse mit Hilfe von Kennzahlen und Cashflow-Rechnungen analysieren und interpretieren,
- zeitliche und betriebliche Vergleiche von Jahresabschlüssen durchführen und die Einhaltung von Plan- und Normwerten überprüfen und
- Bedeutung von Ratings erkennen und Maßnahmen zur Verbesserung für das Unternehmen vorschlagen.
Wie man sieht, Jahresabschlüsse von Null aus zu entwickeln, steht nicht auf der Liste. Das erleichtert die Aufgabe sehr, weil man braucht nur mehr oder weniger detaillierte Abschlüsse für 3-5 Jahre, die man dann eben aufbereitet, analysiert und interpretiert.
Unendlich viele Jahresabschlüsse? Hier!
Und jede(r) von Ihnen, wer die schriftliche Prüfung bestanden hat, weiß genau, was am Ende mit dem Jahresabschluss eines Unternehmens passiert: „Eine Verpflichtung zur Offenlegung/Publizität der Jahresabschlüsse…“ Und wenn die Jahresabschlüsse veröffentlicht werden, sind sie auch allen öffentlich zugänglich, und zwar hier: www.bundesanzeiger.de.
Laut Statista gab es Im Jahr 2017 in Deutschland rund 3,27 Millionen steuerpflichtige Unternehmen mit jährlichen Lieferungen und Leistungen über 17.500 Euro. Auch wenn wir vorsichtig annehmen, dass davon lediglich nur 10 % Jahresabschluss erstellen müssen und offenlegungspflichtig wären, wird es immer noch ein Paar Hundert Tausend Abschlüsse pro Jahr ausmachen!

Ich habe meine Studierenden immer dazu animiert, auch beim Lernen der Kennzahlen die Bilanzen aus E-Bundesanzeiger zu nehmen und versuchen, die Kennzahlen anhand dieser Bilanzen zu ermitteln, zu analysieren und zu vergleichen. So prägt man sich die Kennzahlen auch am einfachsten ein, meiner Meinung nach. (LF7: Learningbydoing, vgl. Training on the job)
Wie sucht man das passende Unternehmen aus?
Es sind nun zwar sehr viele Jahresabschlüsse vorhanden, aber wie trennen wir jetzt die Spreu vom Weizen? Hier meine Empfehlungen:
- Berücksichtigen Sie, dass kleinste, kleine und mittelgroße Gesellschaften gewisse Erleichterungen zur Offenlegung haben und dementsprechend ihre Abschlüsse in sehr verkürzter Form veröffentlichen können. Das beschwert dann die Analyse oder macht eben wieder das Erfinden der fehlenden Daten notwendig.
- Nehmen Sie ein Unternehmen der Branche, mit der Sie am besten vertraut sind – entweder haben Sie hier selbst gearbeitet, oder vielleicht ihre Partner/Eltern/andere Verwandten. Auch wenn es Ihnen jetzt nicht bewusst ist, haben Sie viel mehr „Gespür“ für diese Art vom Betrieb als für einen aus der komplett unbekannten Branche. Warum ich das Gespür wichtig finde? Wie schon mal erwähnt, sind die Jahresabschlüsse und Kennzahlen nur die monetäre Abbildung von der Realität. Je besser Sie mit der Realität des Unternehmens anvertraut sind, desto leichter werden Sie sich bei der Analyse und der Interpretation tun.
- Die nächste Herausforderung ist es, den richtigen Namen zu finden. Zum Beispiel, wenn Sie an das Holzspielzeug denken, denken Sie an HABA. Allerdings wenn Sie nach HABA in dem Bundesanzeiger suchen, finden Sie was ganz anderes. Daher sollte man erst die Unternehmensseite googeln, und dann auf Impressum gehen – da stehen alle gesetzlichen Angaben eines Unternehmens. So erfahren wir zum Beispiel, dass HABA in der Wirklichkeit Habermaass GmbH heißt. Daher muss man auch im Bundesanzeiger nicht nach „HABA“, sondern nach „Habermaass GmbH“ suchen.
- Idealerweise stellen Sie in der Präsentation bei der Analyse 3 Jahre vor. So können Sie am besten die Trendentwicklungen darstellen. Und die Trendentwicklungen helfen Ihnen nachzuweisen, dass es sich bei dem Problem wirklich um ein Problem handelt, und nicht um ein zufälliges Ausreißer-Jahr. Und auch der Bereich „zeitliche <…>VergleichevonJahresabschlüssendurchführen“ist damit gleich mitabgedeckt. Wenn Sie diesem Rat folgen wollen, müssen Sie die vier letzten Jahresabschlüsse heraussuchen und herunterladen/speichern*. Lesen Sie bitte unbedingt zu jedem Jahr auch den Lagebericht und den Anhang, da können sehr wichtige und interessante Informationen enthalten sein.
- Diese Daten dienen Ihrer Inspiration, Sie können diese ändern (vor allem Unternehmensnamen) und nach Belieben Ihrem gewünschten Problem anpassen. Sie haben aber mit der Auswahl der richtigen Branche dann eine realistische und solide Datengrundlage. Dann kann es Ihnen nicht passieren, dass es bei einer Software GmbH, die Anwendersoftware entwickelt und weltweit vertreibt, plötzlich 3,5 Millionen an technischen Anlagen und Maschinen im Anlagevermögen vorhanden sind.
P.S. Es gibt auch eine andere Variante für Fortgeschrittene, die sich vielleicht mit Konzernthemen bei der Präsentation beschäftigen wollen, wie zum Beispiel Segmentberichterstattungen, IFRS-Problematik oder anderen durchaus interessanteren Themen der kapitalmarktorientierten Unternehmen. Sie befragen Google wie folgt: “ Firmenname Jahresabschluss“. Hier zum Beispiel, Ergebnis von „Knorr-Bremse Jahresabschluss“: Jahresabschlüsse von Knorr-Bremse. Oder hier „Lufthansa Jahresabschluss“: Jahresabschlüsse von Lufthansa. Oder „Commerzbank Jahresabschluss“: Commerzbank. Ich denke, Sie haben jetzt das Prinzip verstanden.
*Praktischer Tipp: Wenn Sie auf der Seite des gewünschten Jahresascbhlusses sind, drücken Sie gleichzeitig die Tasten [STRG]+[P] . Es wird das Drucker-Menü aufgerufen, wo Sie einen PDF-Drucker aussuchen können (falls Sie Daten digital speichern wollen) oder Ihren Papiedrucker, falls Sie das Papierformat bevorzugen.
Literaturquellen:
„Statista“ (o. J.): Anzahl der Unternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen | Statista. Online im Internet: URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1929/umfrage/unternehmen-nach-beschaeftigtengroessenklassen/ (Zugriff am: 18.12.2019).
Wie aktuell müssen die Jahreabschlüsse sein wenn ich im Frühjahr 2023 meine Prüfung habe.
Sagen wir mal so: Das Problem muss ja gelöst werden. Das heißt, es soll aktuell sein und dementsprechend auf möglichst aktuelle Abschlüsse bezogen sein. Es mach keinen Sinn, ein Problem zu lösen, was im Jahr 2019 existierte – entweder hat das Unternehmen es längst überwunden, oder das Unternehmen gibt es nicht mehr. 😉