Wie ist denn die Durchfallquote bei Bilanzbuchhalter-Prüfung? Hier werden unterschiedlichste Gerüchte erzählt.
Oft heißt es, „bei uns hat niemand bestanden“. Dabei wird aber vergessen, dass eine Größe von z.B. 5 Personen (beispielsweise bei einer kleinen IHK) gar nicht repräsentativ ist.
IHK selbst veröffentlicht keine Statistik explizit zu schriftlichen Prüfungen, sondern nur zur gesamten Prüfung, die nur komplett abgeschlossene Prüfungsverfahren berücksichtigt – also, inklusive mündliche Prüfung und auch endgültig bestanden / nicht bestanden.
Daher sammele ich ab Herbst 2023 die Statistik für die schriftliche Bilanzbuchhalter-Prüfung.
Die Umfrage für das Frühjahr 2024 fand in Kooperation mit bibukurse.de - dem führenden Anbieter für digitale Weiterbildung und Vorbereitung auf die Bilanzbuchhalterprüfung - statt. Nur durch diese Kooperation ist es uns gelungen, die Anzahl der teilnehmenden Prüflinge mehr als verdoppeln! Ich bedanke mich ganz herzlich bei BiBukurse.de und insbesondere bei Oliver Ollram für diese Unterstützung!
Statistische Größe:
Insgesamt haben 456 Personen den Fragebogen beantwortet. Allerdings nur 412 davon konnten als qualifizierten Stimmen angenommen werden.
Im Weiteren werden nur diese 412 Antworten ausgewertet.
Traditionell starten mit aller brennendsten Frage😜 – Das (lange) Warten auf das Ergebnis:
1. Wartezeiten
Wichtige Erkenntnisse
Meisten Teilnehmenden (160, was 39 % entspricht) warteten 8 bis 10 Wochen auf ihre Ergebnisse, dicht gefolgt von den 34 % Teilnehmenden (141), die weniger als 8 Wochen auf ihre Ergebnisse warten mussten.
Ausreißer: Die wenigen Fälle (7 % Teilnehmenden) warteten länger als 12 Wochen.
Zusammenfassung
Die Wartezeiten auf die Prüfungsergebnisse sind überwiegend moderat, mit einer Mehrheit der Teilnehmenden (73 %), die ihre Ergebnisse innerhalb 10 Wochen nach der Prüfung erhalten.
2. Bestehensquote:
Gesamtergebnisse der Versuche
Gesamtanzahl der Teilnehmenden: 412
Gesamtanzahl der bestandenen Prüfungen: 225 (54,6 % der Teilnehmenden)
Gesamtanzahl der nicht bestandenen Prüfungen: 187 (45,4 % der Teilnehmenden)
1. Versuch
Teilnehmeranzahl: 257
Bestanden: 141 (54,9 % der Teilnehmenden des 1. Versuchs)
Nicht bestanden: 116 (45,1 % der Teilnehmenden des 1. Versuchs)
2. Versuch
Teilnehmeranzahl: 103
Bestanden: 55 (53,4 % der Teilnehmenden des 2. Versuchs)
Nicht bestanden: 48 (46,6 % der Teilnehmenden des 2. Versuchs)
3., 4. und weitere Versuche
Teilnehmeranzahl: 257
Bestanden: 29 (55,8% der Teilnehmenden mit 3. oder weiterem Versuch)
Nicht bestanden: 23 (44,2 % der Teilnehmenden mit 3. oder weiterem Versuch)
Erfolgsquote:
In diesem Durchlauf blieb die Erfolgsquote relativ konstant, unabhängig von dem Versuch, den man unternommen hat.
81 % der Teilnehmenden, die die Prüfung nicht bestanden haben, versuchen es erneut.
Nach dem ersten Fehlversuch wollen 90% der Teilnehmenden weitermachen, nach dem 2. Fehlversuch sind es schon weniger (75%). Und auch nach dem 3. Versuch will noch knapp die Hälfte (48 %) weitermachen.
Die Teilnehmenden, die sich erneut zum Prüfungsverfahren angemeldet haben (4. und weitere Versuche), wollen auch hier alle vorhandenen Möglichkeiten nutzen – 100 % machen direkt weiter.
3. Aufgaben
In dieser Grafik sind die Durchschnittswerte (Mittelwert) der Teilnehmenden, die bestanden und nicht bestanden haben, sowie die Median-Werte.
- Mittelwert: Gibt einen allgemeinen Durchschnitt der Punktzahlen an und ist nützlich, um die Gesamttendenz zu verstehen. Er kann jedoch durch Ausreißer beeinflusst werden.
- Median: Zeigt die mittlere Punktzahl und teilt die Punktzahlen in zwei Hälften. Er ist robuster gegenüber Ausreißern und gibt daher oft ein realistischeres Bild der „typischen“ Punktzahl.
Insgesamt zeigt der Mittelwert, wie die Teilnehmenden im Durchschnitt abgeschnitten haben, während der Median in dieser Auswertung zeigt, wievel Punkte „typisch“ pro Situationsaufgabe erreicht wurde.
Wichtige Erkenntnisse
In allen drei Situationsaufgaben gibt es deutliche Unterschiede in der durchschnittlichen Punktzahl zwischen den Teilnehmern, die bestanden haben, und denen, die nicht bestanden haben, wobei der größte Unterschied bei der Situationsaufgabe 3 auftritt.
Die Situationsaufgabe 2 ist vom Anspruchsniveau im Vergleich zu Vorjahren deutlich gestiegen.
Bei der Situationsaufgabe 1 lagen die durchschnittlichen Punkte der bestandenen Prüfungen mit 63 Punkten um 1 Punkt höher als im Herbst (62 Punkte).
Bei den nicht bestandenen Prüfungen lag der Mittelwert mit 48 Punkten nur knapp unter der Schwelle zum Bestehen (Herbst 2023: 39 Punkte).
Der Median ist von 54 Punkten im Herbst 23 um 2 Punkte auf 56 Punkte gestiegen.
🤓 Der höchsten Punktzahl von 96 Punkten wurde hier beim Erstversuch im Fernstudium erreicht.
Bei der Situationsaufgabe 2 lagen die durchschnittlichen Punkte bei den bestandenen Prüfungen bei 67 Punkten (Herbst 23: 80 Punkte) und bei den nicht bestandenen Prüfungen bei 51 Punkten (Herbst 2023: 58 Punkte).
Der Median sank von 77 auf 61 Punkte.
🤓 Der höchsten Punktzahl von 95,5 Punkten wurde hier beim Erstversuch in Vollzeit (Online) erreicht.
Bei der Situationsaufgabe 3 lag der Mittelwert bei den bestandenen Prüfungen bei 63 Punkten und auch hier um 1 Punkt über den Herbstergebnissen (62 Punkte).
Bei den nicht bestandenen Prüfungen lag der Mittelwert wie im Herbst bei 39 Punkten.
Der Median ist von 54 Punkten im Herbst um 23 Punkte auf 51 Punkte gesunken.
🤓 Der höchsten Punktzahl von 93 Punkten wurde hier beim Erstversuch in Vollzeit (Online) erreicht.
Die Tendenz, dass die Situationsaufgabe 3 nicht mehr die schwerste ist, und eine sorgfältige Vorbereitung in allen Handlungsbereichen notwendig ist, setzt sich fort.
4. Mögliche Erfolgsfaktoren
Art der Weiterbildung
Auch bei diesem Durchlauf hatten die Teilnehmer:innen, die ihre Weiterbildung in Teilzeit absolvieren, die höchste Bestehensquote. Dies deutet darauf hin, dass diese Form der Weiterbildung besonders effektiv sein könnte. Möglicherweise geschieht dies auch durch die Synergie-Effekte beim Berufsalltag (die Theorie kann durch Praxis gefestigt werden).
Genau gleich hohe Erfolgsquote konnten bei dieser Umfrage auch die Teilnehmer:innen im Fernstudium ausweisen. Dies zeigt, dass das Fernstudium eine gute Alternative sein kann. Mögliche Erfolgsfaktoren könnten hier die hohe Flexibilität und bewusste Selbstverantowrtung sein.
Die Erfolgsquote im Selbststudium lag diesmal mit 53 % relativ nahe bei der Erfolgsquote im Teilzeit- und Fernstudium.
Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass hier Personen an der Prüfung teilgenommen haben, die bereits über eine gute, relevante Berufserfahrung und ein ausgeprägtes Fachwissen verfügen und nur noch formell den Titel BiBu erwerben wollten. Auch die Tatsache, dass nun eine hohe Aufstiegsprämie angeboten wird, kann den Anstieg der erfolgreichen „Selbstlerner“ erklären – denn so konnte man bei vorhandenem Fachwissen und Erfahrung die Prämie relativ leicht „einstreichen“.
Vermeide also den trügerischen Schluss, dass die Weiterbildung zum/zur Bilanzbuchhalter/in leicht im Selbststudium zu bewältigen ist, wenn diese Kriterien - mehrjährige einschlägige Berufserfahrung und ausgeprägtes Fachwissen - auf dich nicht zutreffen!
Die Erfolgsquote für Teilnehmer:innen, die ihre Weiterbildung in Vollzeit absolvieren, lag diesmal deutlich schlechter als bei den anderen Weiterbildungsformen und betrug lediglich 44 %.
Teilzeit als Form der Weiterbildung bleibt bei den Erfolgsquoten an der Spitze.
Die Art der Weiterbildung scheint eine Rolle beim Prüfungserfolg zu spielen. Auch bei diesem Durchlauf erzielten die Teilnehmer:innen, die eine strukturierte Weiterbildung in Teilzeit absolvieren, die besten Erfolgsquoten, während die Teilnehmenden in Vollzeit nicht so gut abgeschnitten haben.
Diese Erkenntnisse könnten helfen, zukünftige Teilnehmer:innen die Wahl der optimalen Weiterbildungsform besser treffen.
Online oder Präsenz - was ist besser?
Die Bandbreite bei der Form des Unterrichts war bei dieser Befragung etwas höher.
Der Präsenzunterricht bleibt mit 62 % die erfolgreichste Option (Herbst 2023: 67 %).
Die Teilnehmenden ohne strukturierten Unterricht (Selbst- oder Fernstudium) hatten die gleiche Erfolgsquote (62 %). Dies könnte die oben geäußerte Vermutung stützen, dass es viele Teilnehmende gab, die den BiBu-Titel nur formal nachgeholt haben, die entsprechende Qualifikation aber schon länger besaßen.
Mit einem Abstand von 8 Prozentpunkten folgt der Online-Unterricht (52 % Erfolgsquote im Frühjahr 24 vs. 61 % im Herbst 23).
Am schlechtesten schnitten in dieser Erhebungsrunde die hybriden Formen ab: nur 43 % Bestehensquote (Herbst 23: 66 %).
Lernaufwand - wieder mal eine Überraschung!
In dieser Auswertung wird der Median für den Lernaufwand pro Woche nach verschiedenen Weiterbildungstypen gezeigt.
Der Median teilt die Datenreihe in zwei Hälften: 50% der Teilnehmer haben Punkte unterhalb des Medians und 50% darüber. Im Gegensatz zum Mittelwert wird der Median nicht durch Ausreißer beeinflusst.
Das bedeutet, dass der Median ein besseres Maß für den „typische“ Lernaufwand ist, insbesondere wenn die Daten ungleichmäßig verteilt sind oder extreme Ausreißer enthalten, was bei dieser Angabe auch oft der Fall war.
Lernstunden schienen bei den Teilnehmenden dieser Umfrage kaum eine Rolle zu spielen!
Auch die Mittelwerte lagen fast bei allen Formen relativ nah am Median, außer Vollzeit, hier gab es ein paar Angaben, die nicht mit dem Überleben kompatibel sind.😜
Der angegebener Lernaufwand pro Woche beim Fernstudium und bei Teilzeit stimmte mit den Umfrageergebnissen aus der Statistik Frühjahr 2023 (bei bestandener Prüfung)
Auch wiederholte sich die Tendenz beim Selbststudium , dass die Teilnehmer:innen, die bestanden haben, dies mit weniger Lernaufwand erreichen konnten. Dies bekräftigt auch die oben erwähnte These mit formaler Qualifikation. Währenddessen investierten die Teilnehmenden im Selbststudium am meisten (außer Vollzeit) an Lernaufwand, dies führte aber nicht zum Erfolg.
Dies könnte darauf hindeuten, dass die Art und Weise des Lernens und die Effizienz des Lernens eine größere Rolle spielen als die reine Anzahl der investierten Stunden.
STATISITK FRÜHJAHR 2024
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