„Zu schwer. Ich schaff das nicht.“ Zwei kleine Wörter, die dein Prüfungs-Mindset retten!

Die Bilanzbuchhalter-Prüfung gilt als eine der anspruchsvollsten IHK-Prüfungen in ganz Deutschland. Die hohen Durchfallquoten signalisieren: Die Hürde ist hoch. Und viele angehende Bilanzbuchhalter:innen stellen sich irgendwann genau diese Frage:

„Wenn so viele scheitern – schaffe ich das überhaupt?“

Diese Frage „schaffe ich das überhaupt?“ habe ich mir auch mal gestellt. Damals, als ich – als ausländische Studentin mit Deutsch als Fremdsprache – meinen Bachelorstudiengang mit dem Studienschwerpunkt „Rechnungswesen und Controlling“ begonnen habe.
Ein Quereinstieg nach einem pädagogischen Linguistik-Studium in meinem Heimatland – mit ordentlich Respekt vor HGB, Steuerrecht & Co.

Neulich habe ich auf Instagram ein kurzes Video veröffentlicht – ein Impuls, der mir unter anderem geholfen hat, während meines Studiums von einer richtigen Frustration gegenüber Steuerrecht (ich hatte mal in meinem Tagebuch eine ganze Seite mit Ich hasse Steuerrecht vollgeschrieben) bis hin zu Top-Noten (2,0 und 1,3) zu kommen!

Und weil nicht alle auf Instagram unterwegs sind – und manche lieber lesen als scrollen, möchte ich diesen Gedanken hier noch einmal für die „Leseratten“ unter euch festhalten.

Und ja, auch wenn ich es einen „Zaubertrick“ nenne – es ist keiner! Die Wirkung ist längst in der kognitiven Psychologie nachgewiesen.
Aber ich erspare dir hier die wissenschaftlichen Details, wie genau das im Gehirn funktioniert – das kannst du ganz unten, nach dem Blogbeitrag, in der „Nerds-Zone“ nachlesen, wenn du es genau wissen möchtest.

An dieser Stelle zeige ich dir lieber ganz praktisch, was du konkret tun kannst, um eine ähnliche Veränderung bei dir selbst anzustoßen.

Alles beginnt mit dem, was du zu dir selbst sagst

Und nein, ich meine damit nicht Affirmationen – wobei auch die ihre Wirkung haben können.
Ich meine etwas ganz Konkretes.

Zum Beispiel, wenn du zu dir selbst während der Vorbereitung auf die Bilanzbuchhalter-Prüfung sagst:

„Ich verstehe die Steuer nicht.“

Für dein Gehirn ist das eine klare Ansage.

„Okay. Wir verstehen das nicht. Punkt.“

Und dieses Selbstbild wirkt weiter – oft unbewusst. Es vermittelt dir das Gefühl, dass deine Fähigkeiten feststehen.

Es flüstert uns zu: „Das wirst du eh nie verstehen – warum solltest du’s nochmal versuchen?“ – und genau dadurch blockiert es oft den nächsten Lernschritt.

Aber es gibt ein winziges Wort, das all das verändern kann – und dein Selbstbild in Bewegung bringt.

👉 Dieses Wort heißt: noch.

  • Statt „Ich verstehe die Steuer nicht“ sag: „Ich verstehe die Steuer noch nicht.“

  • Statt „Ich kann nicht präsentieren“: „Ich kann noch nicht präsentieren.“

  • Statt „Ich finde kein Thema“: „Ich habe noch kein Thema gefunden.“

Merkst du den Unterschied?

Du eröffnest deinem Gehirn einen Handlungsspielraum. Du signalisierst:

Da ist Potenzial. Ich kann das lernen. Ich kann die Bilanzbuchhalter-Prüfung bestehen. Noch bin ich nicht da – aber ich bin unterwegs.

Schritt zwei: Gib deinem Gehirn die richtige Aufgabe

Und dann kommt der zweite Schritt.

Statt dich zu fragen, ob du überhaupt je die Prüfung schaffst, stelle dir eine lösungsorientierte Frage.

„Wie schaffe ich die Bilanzbuchhalter-Pürfung?“

Und zu bereits genannten „Noch“-Beispielen könnte eine Anschlussfrage so sein:

  • Wie kann ich die Steuer verstehen?“

  • Wie kann ich mein Thema finden?“

  • Wie kann ich präsentieren lernen?“

Allein durch diese Art der Frage gibst du deinem Gehirn eine klare Aufgabe. Auch wenn du keine sofortige Antwort hast – dein Denkapparat arbeitet trotzdem weiter. Im Hintergrund.

In der kreativen Problemlösung nennt man das „Inkubation“. Mehr dazu findest du auch unten in der „Nerds-Zone“!

Und irgendwann liefert dir dein Gehirn einen Hinweis.
Es kann etwas ganz Subtiles sein: Es lenkt deine Aufmerksamkeit genau auf diesen einen passenden Kurs, auf genau diesen einen Artikel, auf genau diese eine Begegnung. Und du bekommst genau das, was du gerade brauchst.

Nicht weil’s Magie ist – sondern weil du dein Gehirn auf Lösungssuche geschickt und deinen Fokus bewusst gesetzt hast.

🧠 Was du dir merken solltest

Zwei kleine Dinge, die einen riesigen Unterschied machen:

  1. Sag: Ich kann das noch nicht.

  2. Frag: Wie kann ich…?

Das ist kein Mindset-Glitzer. Das ist psychologisch sauber belegter Veränderungshebel – und ich hoffe, du nutzt ihn ab heute ganz bewusst bei deiner Vorbereitung auf die Bilanzbuchhalter-Prüfung.

Wenn du magst, verlinke ich dir unter diesem Artikel auch noch die Studien, die das Ganze untermauern.

Denn ob du’s glaubst oder nicht: Die Forschung zeigt ganz klar – „noch“ verändert dein Selbstbild. Und die richtige Frage verändert deinen Fokus.

👉 Wirst du es ausprobieren? Es liegt jetzt in deiner Hand!

👉 Teile den Artikel auch mit jemandem, der gerade denkt „Ich schaffe die Bilanzbuchhalter-Prüfung nicht“.

Wir hören uns! 🙌🏻
Deine Natalia

💥 Wenn du dich gerade fragst:

WIE kann ich überprüfen, ob meine Lernstrategie gut war – und was ich kurz vor der Prüfung noch optimieren kann, um besser abzuschneiden?“

Dann ist das BiBu-Bootcamp dein Endspurt-Training für einen klaren Kopf, sichere Entscheidungen und starke Lösungen in der Bilanzbuchhalter-Prüfung!

Nerds-Zone!

Psychologische Grundlagen von Sprachmustern wie „noch“ und lösungsorientierten "Wie"-Fragen:

1. Die Wirkung des Wortes „noch“ im Selbstgespräch (Growth Mindset)

Carol Dwecks Growth Mindset-Theorie betont die Bedeutung des Wörtchens „noch“ („yet“ im Englischen). Allein durch das Hinzufügen von „noch“ in einem Selbstgespräch – z. B. statt „Das kann ich nicht“ zu sagen „Das kann ich noch nicht“ – verschiebt sich die Perspektive weg von einer dauerhaften Unfähigkeit hin zu einer Lernchance in der Zukunft (Carol Dweck (2014)).

Dweck erläutert, dass die Worte „noch“ oder „noch nicht“ Kindern mehr Zuversicht geben und einen klaren Weg in die Zukunft aufzeigen (Carol Dweck (2014)). Dieses kleine Wort signalisiert dem Gehirn, dass eine Fähigkeit lediglich noch nicht gemeistert ist, aber mit Anstrengung und Zeit erworben werden kann – ein Kernprinzip des Growth Mindsets.

Empirisch untermauert wird dieser Ansatz durch Studien zur Veränderbarkeit von Intelligenz. Eine einflussreiche Untersuchung von Blackwell et al. (2007) zeigte, dass Siebtklässler, die lernten, ihre Intelligenz als formbar zu betrachten (also ein Growth Mindset annahmen), ihre Mathematiknoten im folgenden Semester signifikant verbesserten im Vergleich zur Kontrollgruppe(Blackwell, L. S., Trzesniewski, K. H., & Dweck, C. S. (2007)).

Gleichzeitig beurteilten Lehrkräfte diese Schüler häufiger als motivierter im Unterricht [Blackwell et al.; 2007] Dies deutet darauf hin, dass der Glaube an Wachstum (“Ich kann es noch lernen”) direkt zu mehr Ausdauer und besseren Lernerfolgen führen kann.

Auch in populärwissenschaftlichen Beiträgen wird die „Power of Yet“ hervorgehoben. Ein Forbes-Artikel von Liz Guthridge (2021) beschreibt, dass das Wort „yet“ in drei Bereichen besonders wirkungsvoll ist: Es fördert das Lernen, hilft die Motivation und Beteiligung aufrechtzuerhalten und steigert das Selbstvertrauen (Carol Dweck (2014)). Anstatt z. B. zu denken „Ich beherrsche den Stoff nicht“, kann die Formulierung „Ich beherrsche den Stoff noch nicht“ die innere Einstellung positiver gestalten und dazu anregen, dranzubleiben.

Praktischer Tipp: Beim Lernen für deine Bilanzbuchhalter-Prüfung kann man sich bewusst sagen: „Das kann ich noch nicht“, gefolgt von „…und ich werde üben, bis ich es kann.“ Diese Haltung fördert laut Dweck eine höhere Persistenz – mehr Einsatz, Strategien und Durchhaltevermögen bei schwierigen Aufgaben (Carol Dweck (2014)) – was in der Vorbereitung auf die Bilanzbuchhalter-Prüfung entscheidend sein kann.

2. Einfluss des inneren Dialogs auf Selbstbild, Motivation und Lernverhalten

Unser innerer Monolog – die Stimme in unserem Kopf – hat einen enormen Einfluss darauf, wie wir uns selbst sehen und wie motiviert wir sind. Negative Selbstgespräche (z. B. „Ich schaffe das nie“ oder „Ich bin nicht gut genug“) können das Selbstbild untergraben, Stress und Angst erhöhen und die Lernleistung beeinträchtigen.

Hingegen können positive bzw. konstruktive Selbstgespräche das Gegenteil bewirken. Forschungsergebnisse zeigen deutlich: Negatives Selbstgespräch senkt das Selbstvertrauen und erhöht den Stress, während positives Selbstgespräch die Entscheidungsfindung verbessert und sowohl Selbstvertrauen als auch Motivation steigert (Cohen, H.; 2025). Durch eine bewusste Änderung der inneren Sprache lässt sich also sowohl die emotionale Verfassung als auch die Leistungsfähigkeit beeinflussen.

Neurowissenschaftliche Studien untermauern diese Effekte. So fand eine Untersuchung mit Hirnscans, die positives vs. kritisches Selbstgespräch verglich, unterschiedliche Aktivierungsmuster im Gehirn und Auswirkungen auf die Leistung: Positives Selbstgespräch („Selbstachtung“) aktivierte exekutive Funktionen, während selbstkritisches Reden kurzfristig die Leistung durch erhöhte fokussierte Aufmerksamkeit steigern konnte, jedoch mit reduzierter Belohnungsverarbeitung einherging (Kim et al.; 2021).

Die Autoren schlussfolgern, dass unterstützende Selbstgespräche zwar Übermut vermeiden sollten, aber insgesamt helfen, die richtige Balance zwischen Vertrauen und Motivation zu finden (Kim et al.; 2021).

Insgesamt bestätigen zahlreiche Studien und Übersichtsarbeiten, dass gezieltes Selbstgespräch ein wirksames psychologisches Werkzeug ist, um Lernen und Leistung zu fördern (Hatzigeorgiadis, A., Zourbanos, N., Galanis, E., & Theodorakis, Y. (2011)).

In einer Meta-Analyse zu Selbstgespräch-Interventionen im Sport wurde beispielsweise festgestellt, dass Selbstinstruktionen die Performance verlässlich verbessern – die Autoren empfehlen Selbstgespräche ausdrücklich als Strategie, um Lernprozesse zu erleichtern und die Leistung zu steigern (Hatzigeorgiadis, A., Zourbanos, N., Galanis, E., & Theodorakis, Y. (2011)).

Auch für das Selbstbild spielen innere Dialoge eine große Rolle. Aus der kognitiven Verhaltenstherapie wissen wir, dass persistente negative Gedanken (z. B. „Ich bin dumm“ oder „Ich werde versagen“) zu geringem Selbstwertgefühl und sogar Depressionen beitragen können. Solche Gedankenmuster werden als kognitive Verzerrungen bezeichnet.

Praktiker raten dazu, diese bewusst zu erkennen und zu reframen, also durch realistischere, freundlichere Aussagen zu ersetzen (Hanley-Dafoe, R. (2025)). Ein Artikel in Psychology Today fasst zusammen: Das Ersetzen negativer Gedanken durch positives Selbstgespräch kann das Selbstwertgefühl stärken, Stress reduzieren, die Stimmung heben und sogar die Resilienz erhöhen (Hanley-Dafoe, R. (2025)).

Mit anderen Worten, wer lernt, sich innerlich so zuzusprechen wie einem guten Freund – ermutigend und geduldig – verändert nach und nach sein Bild von sich selbst zum Positiven.

Praktische Anwendung: Im Lern- und Prüfungskontext kann man diese Erkenntnisse nutzen, um motiviert und zuversichtlich bei der Bilanzbuchhalter-Prüfung zu bleiben. Zum Beispiel lohnt es sich, bei Prüfungsangst die innere Stimme aktiv zu steuern. Anstatt „Ich werde bestimmt versagen“ könnte man sich sagen: „Ich habe gut gelernt; wenn ich ruhig bleibe, kann ich das schaffen.“

Studien zeigen, dass eine solche positive Selbstansprache das Selbstvertrauen hebt und Prüfungsstress senkt (Cohen, H.; 2025). Ebenso kann lautes Selbstinstruktion (sich z. B. Schritte einer Aufgabe vorsagen) helfen, komplexe Aufgaben zu strukturieren und neues Material besser zu lernen – lautes Selbstgespräch kann die Konzentration erhöhen und das Gedächtnis unterstützen Cohen, H. (2025).

Sollte die innere Stimme doch zum Kritiker werden, empfiehlt die Forschung Techniken wie Selbstdistanzierung: Man spricht sich im Geiste mit dem eigenen Namen oder „du“ an (z. B. „[Name], du schaffst das.“), was erwiesenermaßen den Stress senken und das Problemlösen erleichtern kann(Cohen, H.; 2025).

Insgesamt gilt: Ein wohlwollender, lösungsorientierter innerer Dialog fördert ein gesundes Selbstbild und ein effektives, motiviertes Lernverhalten.

3. Lösungsorientierte Fragen vs. problemorientierte Aussagen

Die Art und Weise, wie wir uns selbst Fragen stellen, kann unsere Motivation und kognitive Aktivierung stark beeinflussen. Wer sich selbst fragt, wie er etwas tun wird, beginnt unbewusst, nach Antworten zu suchen – zum Beispiel nach Motiven oder Wegen, das Ziel zu erreichen.

Tatsächlich gaben in einer Studie Teilnehmer mit der Frage-Formulierung deutlich häufiger intrinsische Motive für ihr Handeln an („Weil ich das wirklich für meine Gesundheit will“) (Chin, A. (2020)).

Ähnlich verhält es sich mit lösungsorientierten Fragen im Gegensatz zu problemfixierten Aussagen. In Beratung und Coaching gibt es das Motto: „Problem talk creates problems, solution talk creates solutions.“ – also „Reden über Probleme erschafft Probleme, Reden über Lösungen erschafft Lösungen“ (Solms, L., Koen, J., et al. (2022)).

Psychologische Untersuchungen unterstützen diese Ansicht. So zeigte ein Experiment (Solms et al., 2022), in dem Personen entweder lösungsfokussierte oder problemfokussierte Fragen zu einem persönlichen Problem bearbeiten sollten, deutliche Stimmungs- und Motivationsvorteile der Lösungsfokussierung.

Die Gruppe, die über Lösungen nachdachte (z. B. „Was wäre anders, wenn das Problem gelöst ist?“), erlebte anschließend mehr positive Emotionen, weniger negative Emotionen und höhere motivationale Annäherungsbereitschaft als die Gruppe, die sich auf das Problem konzentrierte. Konkret fühlten sich die Probanden mit Lösungsfragen energiegeladener und optimistischer, während problemzentriertes Grübeln eher Gefühle von Anspannung und Unwohlsein erzeugte.

Ein weiterer Vorteil lösungsorientierter Selbstgespräche ist, dass sie den Fokus auf Kontrollierbares und Konstruktives lenken. Während eine Aussage wie „Ob ich das schaffe?“ (im Sinne von „Vielleicht schaffe ich es nicht“) Zweifel sät und den Fokus auf die eigene Unsicherheit lenkt, impliziert eine Frage wie „Wie kann ich das schaffen?“ bereits, dass es einen Weg gibt, und richtet die Gedanken auf mögliche Schritte.

Dadurch werden kognitive Ressourcen eher für die Suche nach Lösungen mobilisiert, anstatt in Grübeln oder Selbstzweifeln zu kreisen. Forschung im Bereich der Solution-Focused Brief Therapy zeigt zum Beispiel, dass das Stellen von Zukunfts- und Lösungsfragen Klienten hilft, optimistischer zu werden und eigene Fähigkeiten zur Problembewältigung stärker wahrzunehmen (Solms, L., Koen, J., et al. (2022)).

Schon die berühmte „Wunderfrage“ („Angenommen, über Nacht wäre das Problem gelöst – woran würdest du das am nächsten Tag merken?“) kann Menschen aus gedanklichen Sackgassen holen und neue Perspektiven eröffnen. Im Gegensatz dazu verstärken problemorientierte Fragen oft die Wahrnehmung von Hürden und negativen Emotionen, was kreatives Denken hemmt.

Praxisbezug für Bilanzbuchhalter-Prüfung

Beim Lernen und in Prüfungssituationen kann man sich diese Effekte zunutze machen, indem man sich bewusst lösungsorientierte Fragen stellt. Statt sich von Gedanken wie „Was, wenn ich versage?“ lähmen zu lassen, könnte man fragen: „Wie kann ich mich noch besser vorbereiten, um erfolgreich zu sein?“ oder „Was brauche ich, um dieses Problem zu lösen?“.

Solche Fragen triggern das Gehirn, aktiv nach Antworten zu suchen, und können zu konkreten Handlungsplänen führen (etwa: „Ich kann noch eine alte Klausur zur Übung durchgehen“ oder „Ich frage meinen Dozenten um Rat“).

Die positive Emotion, die durch den Lösungsfokus entsteht (man sieht vor dem inneren Auge schon einen Weg zum Ziel), kann zudem die Prüfungsmotivation erhöhen.

Insgesamt zeigen die Studien: Wer sich selbst die richtigen Fragen stellt, erzielt eine höhere mentale Aktivierung und oft auch eine bessere Leistung beim Problemlösen (Chin, A. (2020)).

Lösungsorientiertes Denken bedeutet nicht, Probleme zu ignorieren – sondern sich schnell vom „Ob…?“ zum „Wie…?“ zu bewegen. Damit behält man im Lern- und Prüfungsalltag die Zuversicht und Motivation, auch schwierige Herausforderungen Schritt für Schritt zu meistern.

Quellen

    • Blackwell, L. S., Trzesniewski, K. H., & Dweck, C. S. (2007). Implicit theories of intelligence predict achievement across an adolescent transition: A longitudinal study and an intervention. Child Development, 78(1), 246–263. DOI: 10.1111/j.1467-8624.2007.00995.x.
    • Chin, A. (2020). The Willpower Paradox: Why Asking Questions Increases Motivation. Ness Labs, 28.09.2020. nesslabs.com
    • Cohen, H. (2025). 7 Benefits of Talking to Ourselves Aloud. Psychology Today, 29.01.2025. psychologytoday.com
    • Carol Dweck (2014). The Power of Yet – TEDx Talk (Transcript)cdn3.f-cdn.com.
    • Guthridge, L. (2021). How to Use the “Power of Yet” to Encourage Learning and Growth. Forbes, 26.04.2021multibriefs.com.
    • Kim, J. et al. (2021). The effects of positive or negative self-talk on the alteration of brain functional connectivity by performing cognitive tasks. Scientific Reports, 11, Art. 14873nature.comnature.com.
    • Hatzigeorgiadis, A., Zourbanos, N., Galanis, E., & Theodorakis, Y. (2011). Self-Talk and Sports Performance: A Meta-Analysis. Perspectives on Psychological Science, 6(4), 348–356jstor.org.
    • Hanley-Dafoe, R. (2025). Rewire Your Brain and Create a Kinder Inner Dialogue. Psychology Today, 29.01.2025psychologytoday.compsychologytoday.com.
    • Cohen, H. (2025). Self-Talk Strategies That Work. Psychology Today, 29.01.2025psychologytoday.compsychologytoday.com.
    • Senay, I., Albarracín, D., & Noguchi, K. (2010). Motivating goal-directed behavior through introspective self-talk: The role of the interrogative form of future tense. Psychological Science, 21(4), 499–504nesslabs.comnesslabs.com.
    • Solms, L., Koen, J., et al. (2022). Simply effective? The differential effects of solution-focused and problem-focused coaching questions in a self-coaching exercise. Frontiers in Psychology, 13, 895439frontiersin.orgfrontiersin.org.

Inkubation im kreativen Problemlöseprozess

Kreative Problemlöseprozesse verlaufen selten linear. Insbesondere bei komplexen oder emotional aufgeladenen Herausforderungen berichten viele Menschen von Phasen des Stillstands – in denen scheinbar keine Lösung in Sicht ist. In solchen Momenten kann die sogenannte Inkubationsphase ein entscheidender Impulsgeber sein. Sie beschreibt eine Phase der temporären Loslösung vom Problem, die paradoxerweise häufig den Weg zur Lösung ebnet.

Was ist Inkubation?

Der Begriff „Inkubation“ stammt aus dem vierphasigen Kreativitätsmodell von Graham Wallas (1926). In seinem Werk „The Art of Thought“ unterscheidet er folgende Phasen kreativer Prozesse:

  1. Preparation (Vorbereitung): Aktive Analyse des Problems, Informationsaufnahme.

  2. Incubation (Inkubation): Unterbrechung der aktiven Auseinandersetzung, oft zugunsten einer anderen Tätigkeit.

  3. Illumination: Plötzlicher Einfall oder „Aha-Erlebnis“.

  4. Verification (Verifikation): Kritische Bewertung und Ausarbeitung der Lösung.

In der Inkubationsphase erfolgt keine bewusste Denkarbeit am ursprünglichen Problem. Dennoch zeigen Studien, dass während dieser Zeit unbewusste kognitive Prozesse fortwirken, Informationen reorganisiert und neue Lösungsansätze generiert werden.

Empirische Befunde

Mehrere experimentelle Studien konnten den positiven Effekt von Inkubation auf kreative Leistungen empirisch nachweisen. So zeigen Sio und Ormerod (2009) in einer Metaanalyse, dass selbst kurze Unterbrechungen (wenige Minuten bis Stunden) zu signifikant besseren Problemlösungen führen können – vorausgesetzt, das Problem war zuvor bereits intensiv durchdacht worden („problem priming“).

Auch Finke, Ward und Smith (1992) betonen im Rahmen ihres Geneplore-Modells kreativen Denkens, dass Phasen der mentalen Entlastung neue, überraschende Kombinationen ermöglichen können – ein Prinzip, das auch in der Praxis des Design Thinking gezielt genutzt wird.

Praktische Relevanz für Bilanzbuchhalter-Prüfung:

Die Inkubationsphase ist insbesondere dann hilfreich, wenn Denkblockaden oder emotionale Frustration den Lösungsweg behindern – ein Phänomen, das vielen angehenden Bilanzbuchhalter:innen vertraut ist. Besonders in der intensiven Prüfungsphase – ob schriftlich oder mündlich – kann der Druck, „jetzt sofort“ eine Lösung finden zu müssen, das Denken eher blockieren als beflügeln.

Schriftliche Bilanzbuchhalter-Prüfung:

Gerade in der schriftlichen Bilanzbuchhalter-Prüfung kann es passieren, dass eine Aufgabe einfach nicht „knackt“ – man starrt auf den Text, sucht den Einstieg, aber findet partout keinen Ansatz. In solchen Momenten kann es enorm hilfreich sein, die Aufgabe bewusst zur Seite zu legen und stattdessen mit einer anderen Aufgabe weiterzumachen.

Genau das ist Inkubation in der Praxis: Während du dich mit etwas anderem beschäftigst, arbeitet dein Gehirn im Hintergrund weiter. Häufig zeigt sich beim späteren Zurückkehren zur schwierigen Aufgabe ein neuer Zugang – entspannter, klarer, lösungsorientierter.

Mündliche Bilanzbuchhalter-Prüfung:

In der mündlichen Prüfungsvorbereitung ist der bewusste Umgang mit Inkubation fast noch wichtiger – denn hier geht es nicht um spontane Problemlösungen, sondern um einen längeren kreativen Entstehungsprozess: Thema auswählen, Gliederung entwickeln, Botschaft schärfen, Layout gestalten.

Gerade deshalb ist es so entscheidend, frühzeitig mit der Themenfindung und der Erstellung der Präsentation zu beginnen. Nur wer rechtzeitig startet, kann sich überhaupt echte Inkubationsphasen leisten: Zeiten, in denen man die Präsentation mal bewusst liegenlässt – um dann mit frischem Blick weiterzuarbeiten. Das stärkt nicht nur die inhaltliche Klarheit, sondern auch die emotionale Sicherheit im Auftritt.

Inkubation kann durch bewusst eingesetzte Ablenkungstechniken bei deiner Vorbereitung auf die mündliche Bilanzbuchhalter-Prüfung gefördert werden:

  • Themenwechsel: Statt sich in einer Formulierung oder einem Folienabschnitt zu verbeißen, lieber ins Layout wechseln oder an einem anderen Baustein weiterarbeiten (z. B. an der Agenda statt an der Maßnahmendarstellung).

  • Aktive Pausen: Ein Spaziergang, Musik, Haushaltstätigkeiten oder bewusstes Nichtstun können helfen, mentale Spannung zu lösen.

  • Kreative Tätigkeiten: Mindmaps, Skizzen oder die Gestaltung von Folienmaster & Icons aktivieren andere Hirnareale und eröffnen neue Perspektiven.

Diese Herangehensweise ermöglicht es dem Gehirn, jenseits der bewussten Kontrolle neue Verbindungen herzustellen – ein Prinzip, das in kreativen Disziplinen seit Langem genutzt wird und auch für prüfungsbezogene Problemlösungen höchst relevant ist.

Quellen:

  • Finke, R. A., Ward, T. B., & Smith, S. M. (1992). Creative cognition: Theory, research, and applications. MIT Press.

  • Sio, U. N., & Ormerod, T. C. (2009). Does incubation enhance problem solving? A meta-analytic review. Psychological Bulletin, 135(1), 94–120. https://doi.org/10.1037/a0014212

  • Wallas, G. (1926). The Art of Thought. London: Jonathan Cape.

  • Funke, J. (2000). Kreativität: Psychologische Zugänge und Probleme. Universität Heidelberg. Online verfügbar

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