„Wie häufig fällt man eigentlich durch die mündliche Prüfung? Und woran liegt’s?“
In meiner Antwort fließt nicht nur meine eigene Erfahrung aus über 200 abgenommenen mündlichen Prüfungen in den letzten zehn Jahren ein, sondern auch der fachliche Austausch mit IHK-Expert:innen wie Dorothee Neuburger, Kirsten Runge und Ron-Adam Beer.
Denn wer verstehen will, woran es bei der mündlichen Bilanzbuchhalter-Prüfung wirklich scheitert – und was eine gelungene Präsentation ausmacht – sollte nicht auf Vermutungen setzen, sondern auf das, was sich in der Prüfungspraxis immer wieder zeigt: wiederkehrende Stolperfallen, die oft unbewusst bleiben.

Wie oft fällt man eigentlich in der mündlichen BiBu-Prüfung durch?
Im Jahr 2019, als die Übergangsfrist der neuen Prüfungsverordnung endete, änderte sich die Spielregel der mündlichen Prüfung schlagartig:
Statt spontan eine Aufgabe zu ziehen und in 20 Minuten zu lösen, mussten die angehenden Bilanzbuchhalter:innen nun eine vorbereitete Präsentation einreichen.
Am ersten Prüfungstag lief das katastrophal: Alle angetretenen Prüflinge fielen durch – zum Glück waren es nur wenige. Ihre Präsentationen erfüllten die Prüfungsanforderungen schlicht nicht.
Das hat mich tief beschäftigt.
Mir war sofort klar: Das Problem lag nicht am Können, sondern an fehlenden Informationen.
Und irgendwo zwischen Augsburg und Bad Hindelang, auf einer dieser langen Autofahrten, entstand in Gedanken mein erster Blogbeitrag zur mündlichen Prüfung.
Heute ist die Informationslage besser – aber reicht das?
Seit dem Prüfungs-Debakel 2019 hat sich einiges getan:
Der DIHK hat inzwischen ein offizielles Informationsschreiben zu den Prüfungsanforderungen veröffentlicht – ein Schritt in die richtige Richtung.
Für viele angehende Bilanzbuchhalter:innen bleibt dieser aber unbekannt – und selbst wer ihn liest, hat danach oft mehr Fragen als vorher. Gerade für Prüflinge ohne Erfahrung mit Präsentationen wirft das Schreiben mehr Rätsel auf, als es klärt.
Auch ich habe meinen Teil beigetragen – auf mehreren Ebenen:
📌 In meinem Blog,
📌 auf Instagram,
📌 und vor allem in meinen Kursen mit inzwischen über 600 Teilnehmenden.
Dort vermittle ich nicht nur, was gefordert ist, sondern wie man es umsetzt – verständlich, praxisnah und prüfungskonform.
Denn vieles, was wichtig ist, steht nicht auf den offiziellen Seiten – oder nur zwischen den Zeilen.
Und ja:
Man sieht die Wirkung.
Als Prüferin beobachte ich deutlich, dass in den letzten Jahren seltener jemand in der mündlichen durchfällt. Das Informationsangebot greift –
aber nur bei denen, die es auch nutzen.
Zahlen, die Mut machen – und zum Denken anregen
Die offizielle Bestehensquote liegt laut DIHK bei rund 80–82 % – allerdings zählt die Statistik nur abgeschlossene Prüfungsverfahren.
Was das heißt und wer alles nicht erfasst ist, erkläre ich ausführlich in einem Blogbeitrag.
Kurz gesagt:
Gezählt wird nur, wer die schriftliche und mündliche Prüfung komplett bestanden oder endgültig nach 3 Versuchen durchgefallen ist.
Alle, die sich noch mitten im Verfahren befinden (2. und 3. Versuch), tauchen dort nicht auf.
In meinen eigenen Programmen liegt die Durchfallquote deutlich niedriger – bei unter 1 %.
Aber: Das ist natürlich nicht repräsentativ für alle BiBu’s.🤪
Denn wer sich strukturiert vorbereitet, gezielt begleitet wird und weiß, worauf es wirklich ankommt, hat nicht nur bessere Chancen – sondern auch deutlich mehr Ruhe im Prüfungsverfahren. Genau dafür stehen meine Kurse.
Die wahre Herausforderung: nicht bestehen – sondern überzeugen
Als Prüferin beobachte ich seit Jahren:
Durchfallen ist heute deutlich seltener geworden.
Aber was viele unterschätzen:
Eine richtig gute Note in der mündlichen zu erreichen, ist anspruchsvoller denn je.
Also, wenn du aus deiner mündlichen Prüfung zur/zum „geprüften Bilanzbuchhalter:in (IHK)“ mit mehr als 70 Punkten rausgehst – dann kannst du wirklich stolz auf dich sein.
Denn dann hast du nicht nur bestanden – du hast beim Prüfungsausschuss Eindruck hinterlassen.
Und das schaffen längst nicht alle.
Deine Präsentation ist mehr als nur ein kurzer Vortrag
Auch wenn die Statistiken erst mal beruhigend wirken:
Ich empfehle dir dringend, die mündliche Prüfung – und ganz besonders deine Abschlusspräsentation – nicht zu unterschätzen.
Warum?
Weil sie nicht nur dein Einstieg in die Prüfung ist, sondern auch der Übergang ins Fachgespräch.
Sie ist mehr als ein kurzer Vortrag – sie setzt den Ton für alles, was folgt.
Klar:
Die Präsentation macht „nur“ 33 % der mündlichen Note aus
Es muss kein eigener Mindestpunktwert erreicht werden
Aber:
Sie gibt dir Sicherheit
Sie senkt deine Stresskurve
Und sie beeinflusst, wie du im Fachgespräch wahrgenommen wirst
Ein gelungener Einstieg wirkt wie ein Verstärker – du trittst souveräner auf, und das spiegelt sich in der Gesamtleistung wider.
Ein schwacher Einstieg dagegen kann dich aus dem Takt bringen – und leider auch die Bewertung verzerren.
Und last but not least: Kognitive Verzerrungen – sogenannte Bias – spielen eine größere Rolle, als viele denken.
Wenn du mit einer schwach vorbereiteten oder schlecht aufgebauten Präsentation in die Prüfung startest, greift häufig der sogenannte Horn-Effekt:
Ein negativer erster Eindruck zieht die Gesamtwahrnehmung deiner Leistung nach unten – unabhängig davon, wie stark du im Fachgespräch eigentlich bist.
Andersherum funktioniert das genauso:
Startest du mit einem souveränen, fachlich durchdachten Vortrag, profitierst du oft vom Halo-Effekt – also einem Heiligenschein, der kleine Schwächen überstrahlt und dein Gesamtbild positiv einfärbt.
Beides sind unbewusste Bewertungsfehler, die wirksam sind – auch bei erfahrenen Prüfer:innen.
Und genau deshalb lohnt es sich, in deine Präsentation mehr als „nur 33 %“ Energie zu stecken.

Was sind die häufigsten Gründe für das Scheitern in der mündlichen Bilanzbuchhalter-Prüfung?
Du hast gesehen: Die Durchfallquote in der mündlichen Prüfung ist heute deutlich geringer.
Aber bestehen ist nicht gleich überzeugen – und die Gründe, warum es trotzdem regelmäßig schiefläuft, sind oft dieselben.
👇 Klick auf den jeweiligen Punkt, um mehr über die häufigsten Stolperfallen in der mündlichen zu erfahren – und wie du sie vermeiden kannst:
1. Ungenügende Leistung im Fachgespräch bei einer schwachen Präsentation
Die Präsentation ist der Einstieg – aber sie hat auch Einfluss auf das, was danach kommt: das Fachgespräch.
Und hier wird’s rechnerisch spannend:
Du brauchst 50 Punkte insgesamt, um die mündliche Prüfung zu bestehen.
Bei einer sehr guten Präsentation holst du dir etwa 30 Punkte (1/3 von 90) –
das bedeutet: Du brauchst nur noch 20 von 60 Punkten im Fachgespräch.
Und jetzt kommt meine ganz persönliche Überzeugung:
Ich behaupte, dass jede Person, die die schriftliche Prüfung bestanden hat, genug Wissen hat, um diese 30 Punkte im Fachgespräch zu erreichen.
Aber:
Wenn deine Präsentation schwächer bewertet wird, zum Beispiel mit 45 Punkten,
musst du plötzlich für fehlende 35 Punkte mindestens 53 Punkte im Fachgespräch holen.
Das ist eine ganz andere Hausnummer.
Und genau an dieser Hürde scheitern viele:
Nicht, weil sie nichts wissen – sondern weil sie in der Präsentation zu viel verschenken.
2. Verfehlung des Themas – vorbei am Jahresabschlussanalyse
Ein häufiger Fehler: Das gewählte Thema passt nicht zum Prüfungsbereich.
Für die mündliche Prüfung ist klar geregelt:
👉 Das Thema muss aus dem Handlungsbereich „Jahresabschlüsse aufbereiten und auswerten“ (§ 7 Abs. 2) stammen.
Was leider immer wieder passiert:
Das Thema behandelt stattdessen das Finanzmanagement
Oder driftet in die Jahresabschlusserstellung, in die Kosten- und Leistungsrechnung, Steuern oder sogar das Interne Kontrollsystem ab – alles bereist in der Prüfung erlebt!
Oder es wird zu operativ gedacht – wobei das große Ganze – Jahresabschluss – aus den Augen verloren geht. Dazu neigen sich sehr oft die Prüflinge, die den Abschluss „geprüfte/r Bilanzbuchhalter/in (IHK)“ nach einem Fachwirt-Abschluss machen, hier übernehmen sie oft unbewusst die Vorgehensweise der Fachwirt-Abschlusspräsentation.
Fazit: Eine Themenverfehlung kostet nicht nur Punkte – sondern kann dich komplett aus der mündlichen Bilanzbuchhalter-Prüfung katapultieren.
3. Theoretische Abhandlung statt betrieblicher Praxisbezug
In der mündlichen Prüfung geht es nicht um eine theoretische Ausarbeitung, sondern um eine praxisnahe Lösung für ein konkretes Problem aus der betrieblichen Praxis.
Was aber leider oft passiert:
Die Präsentation klingt, als wäre sie direkt aus dem Lehrbuch herauskopiert– mit allgemeinen Aussagen, Standardformulierungen und ohne jeden Bezug zu einer echten betrieblichen Situation.
Was fehlt:
Ein Problem, das überzeugend und relevant analysiert ist.
Eine Lösung, die zeigt: Du kannst fachliches Wissen anwenden, nicht nur wiedergeben.
Mein Motto an der Stelle:
Zahlen, Daten, Fakten – bitte mit Praxisbezug!
Meine Faustregel:
👉 Wenn man deine Problembeschreibung oder Lösungsvorschläge ohne Änderung in jede x-beliebige Präsentation mit ähnlichem Thema einfügen könnte, dann ist das keine bibu-würdige Präsentation – sondern eine theoretische Abhandlung.
Und genau das erfüllt die Prüfungsanforderungen nicht – und führt zwangsläufig zu einem kritischen Punktabzug.
4. Unsichere oder ungeübte Gesprächsführung im Fachgespräch
Viele unterschätzen, wie eng Präsentation und Fachgespräch zusammenhängen – und wie stark sich eine gute Gesprächsführung auf die Gesamtnote auswirkt.
Was häufig passiert:
👉 Es fehlen Antwortstrategien für Fragen, bei denen man ins Schwimmen gerät – oder keine Antwort parat hat.
👉 Sehr knappe Antworten, die nur das Minimum liefern, wirken oft unsicher – auch wenn sie fachlich korrekt sind.
👉 Und: Wer sich im Gespräch entweder aufgibt („Ich weiß es nicht…“) oder aggressiv kontert, hinterlässt einen bleibenden – leider negativen – Eindruck.
Was dagegen hilft:
Antworten, die verschiedene Aspekte beleuchten (z. B. HGB vs. Steuerrecht)
Strukturiertes Denken – z. B. durch Pro- & Contra-Abwägung
Und: eine stabile Präsentation im Vorfeld
Denn das Fachgespräch beginnt nicht erst mit der ersten Frage –
es beginnt mit deinem Auftritt.
Wenn deine Präsentation nicht trägt, wenn du selbst nicht überzeugt bist,
bringen dich schon die ersten Rückfragen aus dem Konzept.
Und das zieht sich dann ins Fachgespräch – Unsicherheit, Stocken, Denkblockade.
Wenn du dagegen mit einer soliden Präsentation startest und souverän antwortest,
hast du den Prüfungsausschuss oft schon überzeugt, bevor das Fachgespräch richtig beginnt.
5. Ein Blackout – besonders im Fachgespräch
Ein Blackout im Fachgespräch ist für viele das absolute Schreckensszenario. Und ja – es kann passieren.
Aber du bist ihm nicht ausgeliefert. Du kannst gezielt vorbeugen – und du kannst lernen, sicher damit umzugehen.
Beim Präsentationsvortrag hilft vor allem:
👉 Üben, üben, üben. Wenn du deinen Ablauf verinnerlicht hast, sinkt das Risiko eines Aussetzers spürbar.
Für das Fachgespräch brauchst du zusätzlich andere Strategien:
Sorge für deinen Körper: Geh ausgeschlafen in die Prüfung, iss vorher etwas Leichtes, trink genug – kein Zuckerloch, kein Dehydrationsnebel.
Stärke dein Sicherheitsgefühl: Wenn du mit einer starken Präsentation in die Prüfung gehst, trägt sie dich auch durch den Einstieg ins Gespräch.
Nutze Antwort-Strategien: Wenn du auf eine Frage nicht sofort antworten kannst, ist das kein Drama. Es hilft, kurz zu strukturieren („Ich würde hier unterscheiden zwischen…“) oder die Frage erst aus der Bilanzierungs- und dann aus der Steuerperspektive zu betrachten.
Und zu guter Letzt:
👉 Es ist absolut erlaubt, offen zu sagen:
„Ich merke gerade, ich hab einen kleinen Hänger. Darf ich kurz nachdenken?“
Du wirkst damit nicht schwach, sondern selbstreflektiert und professionell.
6. Plagiat bei der Abschlusspräsentation – eine Entscheidung mit Folgen
Deine Präsentation muss deine eigene Leistung sein – fachlich, sprachlich, gedanklich.
Klingt selbstverständlich? Leider nicht für alle.
Was viele nicht wissen:
👉 Wenn deine Abschlusspräsentation nicht selbst erstellt wurde –
oder wenn einzelne Folien 1:1 kopiert sind –
dann kann nicht nur das Fachgespräch, sondern die gesamte mündliche Prüfung mit null Punkten bewertet werden.
Und das bedeutet im schlimmsten Fall:
❌ Auch deine schriftliche Prüfung kann für ungültig erklärt werden.
(Quelle: DIHK-Information, II 4 d, S. 5)
Kurz gesagt:
Der schnelle Griff zu einer Youtube-Vorlage, der Präsentationskauf über Kleinanzeigen oder das blinde Nachbauen einer fremden Struktur ist keine Abkürzung – sondern ein Risiko.
Eine schlechte Idee. Punkt.
Und ganz ehrlich:
Du schreibst diese Präsentation nicht für den Prüfungsausschuss, sondern für dich –
damit du zeigen kannst, was du kannst.
Vertrau dir. Und bau auf dein eigenes Denken. Es lohnt sich.
Was all diese Stolperfallen gemeinsam haben?
Sie treten fast immer dann auf,
👉 wenn die Präsentation zu spät, zu schnell oder nur nebenbei entsteht.
Oft nach dem Motto: „Ich warte erst mal die Einladung zur mündlichen ab – dann sehe ich weiter.“
Aber genau das ist der Denkfehler.
Denn auch wenn die Präsentation scheinbar „nur“ 1/3 der Punkten ausmacht:
Sie ist der strategische Wendepunkt der gesamten mündlichen Prüfung.
Mit ihr beginnt dein Auftritt.
Mit ihr setzt du den Ton für das Fachgespräch.
Und mit ihr steht – oder fällt – deine innere Sicherheit.
Und genau deshalb gilt:
Je früher du dich mit deiner Präsentation beschäftigst, desto gezielter kannst du punkten.
Und desto entspannter gehst du in den Rest der Prüfung.
Du willst wissen, wie du genau das in deiner Abschlusspräsentation umsetzt?
💡 Perfekt für deinen anspruchsvollen BiBu-Alltag: Online-Lernen kombiniert mit individuell abrufbaren Inhalten und umfassender Betreuung.
Schau dir an, welcher Kurs zu dir passt. Vielleicht ist das genau der erste Schritt, den du heute für deinen Prüfungserfolg in der mündlichen gehst! 💪✨
Quellen
arbeitsABC (2022): Halo-Effekt: Wie der „Heiligenschein“ unsere Psyche austrickst. Online im Internet: https://arbeits-abc.de/halo-effekt/
arbeitsABC (2022): Horn Effekt: Ist der erste (schlechte) Eindruck bleibend? Online im Internet: https://arbeits-abc.de/horn-effekt/
DIHK (2021): DIHK-Information zum Abschluss Geprüfter Bilanzbuchhalter/Geprüfte Bilanzbuchhalterin – Bachelor Professional in Bilanzbuchhaltung Stand 08/2021. Online im Internet: https://www.ihk.de/blueprint/servlet/resource/blob/5385006/80197d961de0471ad38d77f3cc908cdb/dihk-informationen-data.pdf